Netzwelt

Das Neueste aus dem Netz

Bundesregierung will Games-Entwicklung vorantreiben

Bundesregierung will Games-Entwicklung vorantreiben
Viele Deutsche spielen gern Computerspiele. Doch bei der Games-Entwicklung hapert es. Das will die Bundesregierung ändern. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Oliver Berg/dpa)
Als Computerspiel-Entwickler spielen Unternehmen aus Deutschland bislang kaum eine Rolle. Das soll sich nach dem Willen der Bundesregierung künftig ändern.

Die Bundesregierung will den Standort Deutschland attraktiver für die Entwicklung von Computerspielen machen.

Deutschland sei international einer der wichtigsten Absatzmärkte für digitale Spiele, in Europa sei er sogar der wichtigste, sagte Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU), der im Bundeskabinett auch für die digitale Infrastruktur zuständig ist, am Mittwoch in Berlin.

Als Entwicklerstandort sei Deutschland trotz seiner exzellenten Voraussetzungen bisher weniger relevant. «Gemeinsam stellen wir uns der Herausforderung, den Games-Standort Deutschland weiterzuentwickeln und als Leitmarkt im internationalen Wettbewerb zu etablieren», sagte Scheuer.

Von 37 digitalen Spielen, die in Deutschland im Jahr 2019 mehr als 100.000 Mal verkauft wurden, stamme lediglich eines aus Deutschland. «Nur fünf Prozent der in Deutschland erzielten Umsätze wurden von deutschen Unternehmen erwirtschaftet», sagte Scheuer. Um das zu ändern, brauche es ein koordiniertes Standortmarketing. Dafür werde sich die Bundesregierung im Rahmen ihrer Games-Strategie einsetzen.

Scheuer hob die Bedeutung der Gamescom hervor. Die Spielemesse in Köln sei ein Aushängeschild für den Standort Deutschland. «Sie zeigt in konzentrierter Form, wie leistungsfähig, innovativ und kreativ die Branche in Deutschland ist.» Auch der Deutsche Computerspielpreis (DCP) sei ein erfolgreiches Format, das dem Ministerium finanziell gefördert werde. Mit der Zuwendung für den DCP und dem Förderprogramm für Games-Entwickler unterstütze der Bund die Branche mit insgesamt über 250 Millionen Euro.

Künftig gehe es zum einen darum, internationale Unternehmen nach Deutschland zu locken. Gleichzeitig wolle man Firmen aus Deutschland so fördern, dass sie sich zu großen Unternehmen entwickeln können. Dafür müssten geeignete «Hubs» und andere alternative Büros geschaffen werden. Weiterhin gehe es darum, Möglichkeiten für Crowdfunding und weitere neue Finanzierungsmodelle zu optimieren. Dem Fachkräftemangel müsse durch Medienkompetenzbildung und ausländische Fachkräfte vorgebeugt werden. Dazu müssten auch vorhandene Ausbildungs- und Studienangebote stärker auf Games gerichtet und das betriebswirtschaftliches Know-how innerhalb der Branche durch Weiterbildungsangebote gestärkt werden.

Scheuer und Digital-Staatsministerin Dorothee Bär (CSU) warben außerdem dafür, die Potenziale von Games für die Gesellschaft zu nutzen. So müssten Computerspiele als barrierefreies Medium für alle Gesellschaftsgruppen gestaltet werden. Außerdem sollte die Zusammenarbeit und Integration der Games-Branche in die Kunst- und Kulturbranche gefördert werden. Sogenannte «Serious Games» sollten als wirksames Hilfsmittel in allen Bildungsbereichen anerkannt werden.

Nach Angaben des Branchenverbandes Games spielen über die Hälfte der Deutschen zwischen Grundschul- und Rentenalter Computer- und Videospiele. Insgesamt greifen 58 Prozent im Alter zwischen 6 und 69 Jahren zu Konsole, PC oder Smartphone, um in digitale Welten einzutauchen. Allein im Corona-Jahr 2020 haben dabei rund fünf Prozent mehr Menschen in Deutschland Computer- und Videospiele neu für sich entdeckt. Minister Scheuer sprach von 34 Millionen Menschen in Deutschland, die digitale Games spielen.

Game-Geschäftsführer Felix Falk nannte die Strategie «einen wichtigen Meilenstein». Computer- und Videospiele würden seitens der Politik nicht mehr nur als Innovationstreiber, Kulturgut und Wirtschaftsfaktor anerkannt, sondern sollen auch dementsprechend breit unterstützt werden. «In Deutschland haben wir zwar noch keine gleichen Wettbewerbsbedingungen mit anderen Games-Standorten erreicht, die Games-Strategie zeigt aber, dass wir auf einem guten Weg sind.»