Die deutsche Schul-Cloud des Hasso-Plattner-Instituts (HPI) wird inzwischen von mehr als einer Million Anwendern genutzt. Seit März 2020 habe sich die Nutzerzahl der HPI-Lernplattform nahezu verdreißigfacht, teilte das Institut am Freitag mit.
Mittlerweile nutzten knapp 3400 Schulen die Plattform. Diese Zahl habe sich seit März verzehnfacht. In Spitzenzeiten greifen dem HPI zufolge gleichzeitig bis zu 35.000 Nutzer allein auf das integrierte Videokonferenzsystem BigBlueButton zu.
Die quelloffene und freie HPI-Cloud ist besonders in Niedersachsen, Brandenburg und Thüringen, verbreitet. Dazu kommt die HPI Schul-Cloud International, die an den Deutschen Auslandsschulen – auch in englischer Sprache – eingesetzt wird. Anfang der Woche musste das HPI eine Cyber-Attacke gegen die Lernplattform abwehren. Täter hatten versucht, mit einer koordinierten Massenabfrage die Server der Plattform in die Knie zu zwingen. Der Angriff wurde abgewehrt.
Das HPI-Projekt steht vor allem im Wettbewerb mit Lösungen, die auf der Open-Spource-Plattform Moodle aufsetzen. Dazu gehört die bayerische Lernplattform Mebis, die aber immer wieder mit technischen Problemen zu kämpfen hat. Daneben sind etliche mittelständische Lösungen auf dem Markt. Dazu gehören IServ, ucs@school, Webweaver, itslearning oder die Schul.Cloud des Hannoveraner Anbieters Heinekingmedia, die sich gegen eine staatlich geförderte Plattform aussprechen. Neben den Mittelständlern versuchen auch große US-Konzerne wie Microsoft, Google und Apple im Bildungsmarkt Fuß zu fassen.
Die HPI Schul-Cloud wurde 2017 als Pilotprojekt gestartet und als gemeinnütziges Open-Source-Projekt vom Bundesbildungsministerium finanziell gefördert. In Reaktion auf die Corona-Pandemie hatte das Ministerium im März 2020 entschieden, die HPI Schul-Cloud deutschlandweit für alle Schulen zu öffnen, die keine vergleichbare Lösung des Landes oder des Schulträgers nutzen konnten.
Der Digitalverband Bitkom forderte am Freitag, dass sich die Bundesländer bei der Digitalisierung der Schulen zusammenschließen und gemeinsam mit Unterstützung des Bundes die beim Bildungsgipfel beschlossene nationale Bildungsplattform nun zügig aufbauen sollten. «Fast ein Jahr nach Beginn der Pandemie sind unsere Schulen noch immer nicht in der Lage, flächendeckend digitalen Fernunterricht anzubieten. Ein Hauptproblem sind die Plattformen der Bundesländer, die den großen Nutzerzahlen vielfach nicht gewachsen sind und unter der Belastung zusammenbrechen», sagt Bitkom-Präsident Achim Berg.
Es sei nicht zielführend, dass viele Bundesländer an einer eigenen Lösung bastelten. «Wir müssen die Ressourcen und das Know-how der Länder bündeln, um ein bundeseinheitliches Angebot zu entwickeln, das die bisherige Länderplattformen und die Lösungen privater Anbieter integriert.» Die Digitalisierung der Schulen dürfe nicht am föderalen Klein-Klein scheitern, sondern erfordere einen gemeinsamen Kraftakt von Kommunen, Ländern und Bund.
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