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Google-Chatbot Bard spricht jetzt auch Deutsch

Mit Bard kontert Google den Erfolg des Textroboters ChatGPT des Start-ups OpenAI. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Arne Dedert/dpa)
Nach den USA und Großbritannien ist Bard, Googles KI-Textroboter, jetzt auch in Deutschland nutzbar. Für die Verzögerung hatten auch die strengen europäischen Datenschutzregeln gesorgt.

Der Chatbot Bard von Google kann nun auch ganz offiziell in Deutschland und ganz Europa genutzt worden. Der Internet-Konzern entfernte die Blockaden für Nutzerinnen und Nutzer in ganz Europa und Brasilien.

«Bard ist jetzt in den meisten Ländern der Welt verfügbar», sagte Google-Manager Jack Krawczyk, der bei dem Internetriesen für Bard verantwortlich ist. Gleichzeitig hat der Dienst ein paar neue Funktionen bekommen, die künftig die Nutzung der Künstlichen Intelligenz (KI) für ein Massenpublikum zugänglich und nützlich machen sollen.

Google hatte zunächst nur sehr zögerlich auf den Vorstoß des kalifornischen Start-ups OpenAI reagiert, das mit seinem Textroboter ChatGPT seit November vergangenen Jahres in wenigen Wochen über 100 Millionen User gewonnen hatte. Zunächst wurde Bard Mitte März nur auf Englisch in den USA und in Großbritannien gestartet. Im Mai kamen Japanisch und Koreanisch hinzu. Auf der neuen Liste von 180 freigeschalteten Ländern fehlten allerdings alle 28 Länder der Europäischen Union, weil zuvor noch Absprachen mit Regulierern getroffen und Anpassungen vorgenommen werden mussten.

«Mechanismen der Verantwortung»

Google hat die Monate seit dem Start von Bard aber nicht nur für den Dialog mit den Behörden genutzt, sondern in der Zeit auch etliche Hausaufgaben erledigt, um Bard quasi weltweit anbieten zu können. Dem KI-System Bard die deutsche Sprache beizubringen, fiel Google dabei noch sehr leicht. «Das Modell wird anhand von öffentlich zugänglichen Informationen aus dem Internet trainiert», erläuterte Google-Manager Krawczyk. «Die gute Nachricht ist: Es gibt eine Menge hochwertiger öffentlicher Informationen, die dem Modell helfen.»

Die eigentliche Herausforderung bei der Einführung einer Sprache liege nicht so sehr in der Sprachqualität, sondern in den Inhalten der Antworten. «Wie verhindert man, dass eine schädliche und hasserfüllte Sprache präsentiert wird?» Aufwendig sei, ohne Zeitverzug auf inhaltliche Herausforderungen einzugehen und «Mechanismen der Verantwortung» zu schaffen. «Wie schaffen wir in unseren Teams die Mechanismen, um schnell darauf zu reagieren und uns anzupassen?» Google habe viel Zeit damit verbracht, diese «Mechanismen der Verantwortung» zu lernen, zuerst auf Japanisch und Koreanisch, und jetzt auch in Sprachen wie Deutsch, Arabisch, Chinesisch, Hindi und Spanisch.

Neue Funktionen

Zeitgleich mit der regionalen Ausdehnung führt Google bei Bard auch neue Funktionen ein. So kann das System die Antworten auch vorlesen. Diese Funktion ist jetzt auf Deutsch und in über 40 weiteren Sprachen verfügbar. Gleichzeitig kann man die Antworten von Bard auch auf die eigenen Bedürfnisse anpassen und die Tonalität sowie Stil auf verschiedene Optionen einstellen. Zur Auswahl stehen «einfach, lang, kurz, professionell und umgangssprachlich». So kann man zum Beispiel Bard bitten, beim Verfassen einer Anzeige für einen alten Sessel zu helfen, und die Antwort dann bei Bedarf mithilfe der Dropdown-Liste kürzen. Diese Funktion ist zunächst nur in Englisch verfügbar und wird nach Angaben von Google bald auf weitere Sprachen ausgeweitet.

Neu ist auch die Funktion, Spracheingaben mit dem Hochladen von Bildern zu kombinieren. Damit kann man beispielsweise ein Foto des Etiketts einer Weinflasche hochladen und sich von Bard ausführlich erklären lassen, welches Hauptgericht dazu am besten passt. Diese Funktion gibt es bislang nur auf Englisch, und sie soll aber bald in weiteren Sprachen verfügbar sein.

Nützlich ist auch die neue Option, einen Chat mit dem Bot in der Seitenleiste anzupinnen. So muss man einen Dialog mit Bard, etwa zur Planung einer Urlaubsreise, nicht mehr in einem Rutsch zu Ende bringen, sondern man kann ihn später wieder aufrufen. Bard wird auch sozialer: Wer mit anderen Nutzerinnen und Nutzern teilen möchte, was Bard generiert hat, kann nun direkt einen Link zum Chat mit Bard verbreiten.

Konzern klärt wichtige Fragen vorab

Die für Google in Europa zuständige irische Datenschutz­Kommission DPC hatte zunächst Bedenken geäußert, ob Bard die Bestimmungen der Europäischen Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) einhält. Krawczyk sagte, man habe nicht nur mit dem irischen Datenschutz-Kommissar gesprochen, sondern mit vielen Datenschutz-Behörden in Europa, darunter auch mit dem Hamburgischen Beauftragten für Datenschutz, der in Deutschland für Google zuständig ist. Die Gespräche seien sehr produktiv verlaufen.

In den Anfangszeiten von Google nach der Gründung 1998 wurde bei der Einführung neuer Dienste oft die US-Computerpionierin Grace Hopper zitiert: «Es ist leichter, um Vergebung zu bitten, als eine Genehmigung zu bekommen.» Inzwischen klärt der Konzern wichtige Fragen vorab mit den Regulierern, um sich nicht mehr nachträglich entschuldigen zu müssen.

Google-Manager Krawczyk sagte in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur, sämtliche Funktionen von Bard würden weiterhin kostenlos angeboten. «Im Moment konzentrieren wir uns darauf, Bard für die Anwenderinnen und Anwender so nützlich wie möglich zu machen. Wir fokussieren uns also im Moment nicht auf die Monetarisierung.» Google-Wettbewerber OpenAI bietet dagegen für seinen Dienst eine kostenpflichtige Abo-Variante ChatGPT Plus an. Für 20 Dollar im Monat bietet OpenAI eine bessere Verfügbarkeit bei hoher Nachfrage, eine schnellere Reaktionszeit und bevorzugten Zugang zu neuen Funktionen wie den neuesten Sprachmodellen an.

Von Christoph Dernbach, dpa