Die US-Behörde für Cyber- und Infrastruktursicherheit (Cisa) stuft den jüngsten Hackerangriff auf amerikanische Regierungseinrichtungen als «ernste Gefahr» ein.
Sie teilte am Donnerstag in einer Warnmitteilung mit, das Entfernen des Angreifers aus betroffenen Systemen werde sich voraussichtlich «hochkomplex» gestalten. Der Cyberangriff dauere mindestens seit März an. Der oder die Täter hätten «Geduld, operative Sicherheit und komplexe Handwerkskunst» bewiesen.
Die Cisa stufte die Attacke als «ernste Gefahr» für die Bundesregierung, für Regierungen von Bundesstaaten und Kommunen, für die kritische Infrastruktur und für Organisationen des Privatsektors ein. Die «Washington Post» und die «New York Times» hatten berichtet, bei den Angreifern handele es sich um Hacker mit Verbindungen zum russischen Geheimdienst. Die russische Regierung hatte das zurückgewiesen.
Es gebe noch immer vieles, das man nicht über den massiven Hackerangriff wisse, erklärten die führenden Senatoren der Republikaner und Demokraten im Verteidigungsausschuss, Jim Inhofe und Jack Reed. «Aber wir wissen, dass der Cyberangriff anscheinend andauert und die Merkmale einer russischen Geheimdienstoperation trägt. Die US-Regierung muss alles tun, um dem entgegenzuwirken.»
Der amtierende US-Präsident Donald Trump äußerte sich zunächst nicht zu dem Cyberangriff. Auf seinem Terminplan stand für Freitag ein Treffen mit dem geschäftsführenden Verteidigungsminister Christopher Miller, das aber unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden sollte.
Der künftige US-Präsident Joe Biden kündigte am Donnerstag an, solche Angriffe würden unter seiner Regierung nicht unbeantwortet bleiben. Verantwortliche würden in Abstimmung mit Verbündeten zur Rechenschaft gezogen werden. «Unsere Gegner sollten wissen, dass ich als Präsident Cyberangriffen auf unsere Nation nicht tatenlos zusehen werde.» Was über den jüngsten Angriff bekannt sei, sei sehr besorgniserregend. Biden betonte: «Meine Regierung wird Cybersicherheit auf allen Regierungsebenen höchste Priorität einräumen.»
Das von Bidens Demokraten dominierte US-Repräsentantenhaus teilte am Donnerstag mit, mehrere Ausschüsse und Unterausschüsse hätten eine gemeinsame Untersuchung zu dem Angriff auf den Weg gebracht. Die Attacke «könnte potenziell verheerende Folgen für die nationale Sicherheit der USA haben», hieß es in dem Schreiben der Vorsitzenden mehrerer Ausschüsse der Kammer an Geheimdienstkoordinator John Ratcliffe, an den amtierenden Heimatschutzminister Chad Wolf und an den Chef der Bundespolizei FBI, Christopher Wray.
Mehrere Bundesbehörden, darunter nach US-Medienberichten das Finanz-, Handels- und Energieministerium, sind Opfer des Angriffs geworden. Die Hacker haben sich nach bisherigen Erkenntnissen über Software der Firma SolarWinds Zugang zu den Systemen der Regierungseinrichtungen und Unternehmen verschafft. Der US-Softwareriese Microsoft teilte mit, dass 40 seiner Kunden betroffen seien, die die angegriffene Software genutzt hätten.
«Das ist keine „normale Spionage“, selbst im digitalen Zeitalter. Stattdessen handelt es sich um einen Akt der Rücksichtslosigkeit, der eine ernsthafte technologische Verwundbarkeit für die Vereinigten Staaten und die Welt geschaffen hat», schrieb Microsoft-Präsident Brad Smith in einem ausführlichen Blog-Eintrag. «Wir leben in einer gefährlicheren Welt und es benötigt eine stärkere und koordiniertere Reaktion.»
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