Der zuletzt verstärkt unter Druck geratene Chip-Riese Intel wechselt seinen Chef aus. Der erfahrene Tech-Manager Pat Gelsinger soll zum 15. Februar den Spitzenjob übernehmen, wie Intel mitteilte.
Gelsinger führte zuletzt den Software-Spezialisten VMWare – und hatte zuvor Jahrzehnte bei Intel verbracht, unter anderem als Technologiechef. Schon vor seinem Abgang 2009 galt er als Kandidat für den Spitzenjob.
Die Intel-Aktie reagierte auf die Nachricht bereits nach einem ersten Bericht des TV-Senders CNBC mit einem Kurssprung von bis zu 13 Prozent. Später schmolz das Plus auf zeitweise rund neun Prozent ab.
Der aktuelle Intel-Chef Bob Swan war für den langjährigen Konzernlenker Brian Krzanich nachgerückt, der 2018 wegen einer Beziehung im Unternehmen seinen Hut nehmen musste. Swan war zuvor Finanzchef. Während damals nach einem Ersatz für Krzanich gesucht wurde, sagte er mehrfach, dass er den Chefposten nicht wolle – und nahm ihn doch an. Zuletzt hatte der für seine aggressive Gangart berüchtigte Investor Dan Loeb, der eine Beteiligung über seinen Hedgefonds Third Point hält, Veränderungen bei Intel bis hin zur Trennung von Unternehmenssparten gefordert.
Der einst unangefochtene Chip-Primus hatte in den vergangenen Jahren an Marktmacht verloren. Intel hatte lange im Tandem mit dem Windows-Riesen Microsoft die Computer-Branche weitgehend dominiert. Doch der Chipkonzern verpasste den Anschluss beim Aufstieg der Smartphones: Die auf PCs ausgelegten Intel-Prozessoren erwiesen sich als zu stromhungrig für die Computer-Telefone. Stattdessen setzte sich die Architektur des britischen Chipdesigners Arm durch.
Auf dem PC blieb hingegen Intel auch danach zunächst noch stark – aber zuletzt sorgten Probleme und Verzögerungen beim Übergang auf eine neue Fertigungstechnologie dafür, dass der Erzrivale AMD mit seinen Prozessoren punkten konnte. Jüngst verstärkte Apple den Druck mit der Umstellung seiner Mac-Computer auf Arm-Prozessoren aus eigener Entwicklung statt Intel-Chips.
Intel versuchte früh, neue Standbeine zusätzlich zum PC-Geschäft aufzubauen. Ein Erfolg sind Prozessoren für Rechenzentren, die gerade in der Corona-Krise mit mehr Heimarbeit und Videokonferenzen ein gutes Geschäft sind. Die Initiativen bei vernetzter Technik im sogenannten Internet der Dinge wurden dagegen zurückgefahren. Und die hinzugekaufte Firma Mobileye, die Fahrassistenzsysteme und Technik für Roboterwagen entwickelt, dürfte noch auf Jahre hohe Investitionen erfordern.
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