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Branche: Fördergeld für Glasfaserausbau mehr Fluch als Segen

Glasfaserkabel werden in die Erde verlegt. Nach Angaben des Landkreises Cham ist das 180-Millionen-Euro-Projekt zum Glasfaser-Ausbau eine der größten Glasfaser-Ausbaumaßnahmen Deutschlands. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Armin Weigel/dpa)
Es klingt kurios: Der Staat gibt viel Geld für den Internetausbau und sorgt für schlechte Laune in Teilen der Telekommunikationsbranche. Wie kann das sein?

Der Internetanbieter Deutsche Glasfaser will sein Tempo beim Netzausbau deutlich beschleunigen – und hält staatliches Fördergeld dabei für Gegenwind.

Derzeit würden pro Monat etwa 35.000 Glasfaser-Anschlüsse fertiggestellt, bis 2025 werde dieser Wert planmäßig auf 70.000 Anschlüsse pro Monat steigen, sagte Firmenchef Thorsten Dirks der dpa in Düsseldorf. Damit würde man Ende 2025 bei etwa vier Millionen Haushalten landen, die im Glasfaser-Netz des Unternehmens liegen – zum Jahresende seien es circa 1,2 Millionen. Die Baukapazitäten für den Tiefbau seien zwar knapp, sagt Dirks. Das Unternehmen sei aber sehr zuversichtlich, das Ziel zu erreichen.

Staatliches Fördergeld für den Ausbau des Glasfaser-Internets ist dabei aus Sicht des Unternehmenschefs mehr Fluch als Segen. «Das bringt langwierige Behördenverfahren mit sich, und es verteuert das Bauen wesentlich», sagt Dirks. «Fördergeld ist gut gemeint, aber es ist kontraproduktiv: Es sorgt nicht für mehr Schwung, sondern für weniger.» Der Branchenverband VATM hat eine ähnliche Haltung, hierüber hatte unlängst das «Redaktionsnetzwerk Deutschland» (RND) berichtet.

Derzeit setzt der Bund auf eine recht breite Förderung: Seit April kann Geld für den Ausbau nicht nur in Gebieten mit weniger als 30 MBit pro Sekunde beantragt werden, sondern auch in Gebieten mit weniger als 100 MBit pro Sekunde – also auch in «Grauen Flecken», nachdem das vorher nur in «Weißen Flecken» möglich war.

In sehr dünn besiedelten Gegenden mit Schneckentempo-Internet könnte Fördergeld als letztes Mittel zwar Sinn machen für den Ausbau, meint Dirks. Bauvorhaben in Gegenden mit mittelmäßigem Internet zu bezuschussen, setze aber die falschen Anreize. «Das schafft die Privatwirtschaft aus eigener Kraft.»

Aus der Politik kommt Widerspruch. Anke Domscheit-Berg von der Linkspartei bemängelt zwar ebenfalls langwierige Genehmigungsverfahren, die beschleunigt werden müssten – etwa über volldigitalisierte Prozesse und mehr Transparenz am Markt. Generell sei Fördergeld aber ein wichtiger Baustein, um Deutschlands Internetlandschaft endlich voran zu bringen.

Wenn mehr Geld und mehr Nachfrage da sei, werde die Bauwirtschaft ihr Angebot erhöhen und es werde mehr gebaut werden, sagt die digitalpolitische Sprecherin der Linksfraktion im Bundestag. «Wir müssen das Fördergeld besser einsetzen als bisher, vor allem für den Ausbau von Glasfasernetzen in kommunaler Hand, dann wird es Deutschlands unterentwickelte Internetversorgung auch verbessern.»

Die Firma Deutsche Glasfaser verlegt die Kabel bis in die Wohnungen, FTTH genannt («Fiber to the Home»). Das Unternehmen aus NRW hat finanzstarke Investoren wie die Beteiligungsfirma EQT hinter sich, für den Glasfaserausbau hat es 7 Milliarden Euro zur Verfügung.

Konkurrenten sind etwa die UGG (Unsere Grüne Glasfaser) und die Deutsche Telekom. Der Bonner Konzern, der lange auf Telefon-Kupferkabel für Internetverbindungen gesetzt hat, forciert inzwischen ebenfalls den FTTH-Ausbau – sowohl in Städten als auch auf dem Land. Kürzlich hatte die Telekom mitgeteilt, dass in Deutschland nun drei Millionen FTTH-Haushalte ihr Glasfasernetz nutzen könnten.

Die Deutsche Glasfaser ist im Vergleich zur Telekom zwar ein kleiner Marktteilnehmer, wächst aber stark. Derzeit hat das Unternehmen 1700 Beschäftigte und damit 300 mehr als vor einem Jahr, nächstes Jahr sollen es mehr als 2000 sein.