Apple hat gegen den Widerstand von Online-Konzernen wie Facebook und Firmen der Medien- und Werbebranche strengere Datenschutz-Regeln auf dem iPhone eingeführt.
Nach einem Upgrade auf die Systemversion iOS 14.5 können Apple-Kunden selbst entscheiden, ob Apps sie zu Marketingzwecken über mehrere Anwendungen hinweg verfolgen dürfen oder nicht. Mit dem Systemupdate müssen sich die App-Anbieter ausdrücklich die Erlaubnis der Nutzer einholen, bevor sie deren Daten über Apps oder Webseiten anderer Unternehmen hinweg erfassen und analysieren.
Diese von Apple im Sommer 2020 angekündigte «App Tracking Transparency» (ATT) hatte im Vorfeld deutliche Kritik von Online-Werbefirmen – insbesondere Facebook – sowie Medienunternehmen ausgelöst. Facebook-Chef Mark Zuckerberg warf Apple vor, mit ATT nur eigene Geschäftsziele zu verfolgen. Der iPhone-Hersteller wolle kostenlosen Apps, die durch Werbung finanziert werden, das Wasser abgraben, um an Bezahl-Apps und kostenpflichtigen Software-Abos im App-Store mitverdienen zu können. Die Maßnahme werde vor allem kleine und mittlere Unternehmen treffen, kritisierte Zuckerberg wiederholt.
Kurz vor der Veröffentlichung des Updates warf eine Gruppe deutscher Verbände aus der Medien- und Werbewirtschaft Apple unfairen Wettbewerb vor. Acht Verbände reichten eine Missbrauchsbeschwerde beim Bundeskartellamt ein. «Wir schauen sie uns jetzt erst einmal an», sagte ein Sprecher der Behörde.
Apple entgegnete auf die Beschwerde: «Wir glauben, dass Privatsphäre ein grundlegendes Menschenrecht ist.» Die Daten gehörten den Nutzern, «und sie sollten selbst entscheiden können, wie ihre Daten verwendet werden und von wem». Man habe Unterstützung von Behörden und Datenschützern für die Funktion bekommen.
Die Verbände kritisieren, der Konzern schließe «faktisch alle Wettbewerber von der Verarbeitung kommerziell relevanter Daten im Apple-Ökosystem aus». Gleichzeitig nehme Apple seine eigenen Dienste jedoch von den geplanten Änderungen aus und sammle selbst erhebliche Mengen Nutzerdaten. Der für Datenschutz bei Nutzern zuständige Apple-Manager Erik Neuenschwander konterte: «ATT gilt gleichermaßen für alle Entwickler weltweit – und das schließt auch Apple mit ein.»
Die Beschwerde reichten unter anderem der Zentralverband der deutschen Werbewirtschaft ZAW, die Organisation der Mediaagenturen OMG, der Markenverband sowie die Verlegerverbände BDZV und VDZ ein.
Nach dem Update auf die iPhone-Software iOS 14.5 überprüft das System die Datenschutzeinstellung einer App, sobald die Anwendung zum ersten Mal oder nach einer Aktualisierung geöffnet wird. Die Anwenderinnen und Anwender werden dann über eine von Apple kontrollierte Schnittstelle gefragt, ob ein Tracking tatsächlich erwünscht ist. Die Anbieter der App können in der Abfragebox kurz begründen, warum sie eine Einwilligung zu Tracking haben möchten und welche Vorteile sich dadurch für die Verbraucher ergeben.
Die deutschen Verbände argumentieren, «der von Apple vorgegebene Informationsgehalt der Erklärung sei so oberflächlich gehalten, dass App-Entwickler ihre Nutzer nicht ausreichend über die Zwecke der Datenverarbeitung aufklären können».
Apple führt das ATT-Verfahren nicht nur auf dem iPhone ein, sondern auch auf dem Tablet (iPadOS 14) und Apple TV (tvOS 14). Außen vor bleiben die Macintosh-Rechner von Apple, weil dort Software auch frei, außerhalb des App-Stores von Apple installiert werden kann. Zugleich stellte Apple-Manager Neuenschwander ohne konkrete Details für die Zukunft auch Verbesserungen beim Schutz der Privatsphäre auf dem Mac in Aussicht.
Die Einführung des App-Tracking-Schutzes ist Teil einer umfassenden Datenschutz-Initiative von Apple. Seit Anfang Dezember müssen App-Anbieter beim erstmaligen Einreichen oder einer Aktualisierung ihrer Anwendung auch ein sogenanntes Datenschutzlabel veröffentlichen. Dort werden ähnlich wie auf den Zutatenlisten für Lebensmittel sämtliche Datentypen aufgelistet, die eine App vom Anwender erfassen möchte, beispielsweise Standortdaten, den Browser-Verlauf oder die Kontaktdaten. Apple verlässt sich bei diesen Datenschutzetiketten auf die Angaben der Entwickler.
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