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1&1 senkt Handynetz-Ausbauziel

Ein Mast mit verschiedenen Antennen von Mobilfunkanbietern. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Jens Büttner/dpa-Zentralbild/dpa)
Deutsche Telekom, Telefónica Deutschland und Vodafone, diese drei Firmen betreiben hierzulande Handynetze. Bald kommt mit 1&1 eine vierte Firma hinzu. Der Netzbau will allerdings nicht so recht in die Gänge kommen.

Beim Bau des vierten deutschen Handynetzes muss das Telekommunikationsunternehmen 1&1 den nächsten Rückschlag hinnehmen. Bis Jahresende peile man nur noch rund 1000 verfügbare 5G-Standorte an und nicht mehr 1200, sagte Firmenchef Ralph Dommermuth am Donnerstag in Montabaur. Der wichtigste Ausbaupartner – gemeint ist die Infrastrukturfirma Vantage Towers – habe einen Teil der zugesagten Standorte abgemeldet. «Wir haben keine Erklärung bekommen, woran das jetzt standortgenau liegt.» Trotz dieser Entwicklung habe er das Gefühl, dass sich der Baupartner um ein höheres Tempo bemühe.

1&1 hatte 2019 erstmals Spektrum für 1,1 Milliarden Euro ersteigert, um damit ein eigenes Netz zu bauen. Bisher nutzt das Unternehmen für sein Mobilfunkgeschäft die Netze der Konkurrenz und zahlt dafür Miete. Künftig will 1&1 auf eigenen Beinen stehen. Nach Einschätzung von Experten könnten Verbraucher davon profitieren, weil sich der Wettbewerb verschärft.

Der Ausbau des vierten deutschen Handynetzes kam aber nur schleppend voran. Bis Ende 2022 hätte 1000 5G-Standorte in Betrieb sein müssen, tatsächlich waren es aber nur fünf. Das lag vor allem an Vantage Towers, das dies mit Lieferproblemen begründete.

1&1 argwöhnte, dass der Konkurrent Vodafone seine Finger im Spiel hatte – Vodafone hält zusammen mit Investoren die Mehrheit an Vantage Towers. Das Bundeskartellamt geht derzeit dem Verdacht nach, ob Vodafone seinen Einfluss missbräuchlich geltend gemacht hatte. Vodafone und Vantage Towers wiesen diesen Verdacht zurück.

Wie groß wird das Netz zum Jahresende sein?

Zum 30. Juni waren nur 40 5G-Standorte von 1&1 in Betrieb. 193 waren verfügbar – damit sind auch die Standorte inbegriffen, die zwar schon bereitstehen, aber noch kein Glasfaser und keine installierten Antennen haben. Bis Ende September soll diese Zahl auf circa 500 und bis Ende Dezember auf rund 1000 steigen. Wie groß das freigeschaltete Netz zum Jahresende sein wird, ist noch offen. Die Zahl der aktivierten Standorte dürfte aber gering sein und erst nächstes Jahr deutlich steigen.

Trotz der kleinen Fortschritte will 1&1 sein Handynetz bald starten, am 26. September soll der Schalter umgelegt werden. Ab dann können Neukunden mit dem noch sehr kleinen 1&1-Netz verbunden werden. Dort, wo keine 1&1-Antennen sind, werden sie im Rahmen des sogenannten National Roamings mit dem Netz von Telefónica (O2) verbunden. Diese Partnerschaft zwischen 1&1 und O2 ist allerdings nicht von langer Dauer: Am Mittwoch hatte 1&1 überraschend bekanntgegeben, beim National Roaming zu Vodafone zu wechseln, spätestens im Herbst 2024 soll das geschehen. Hierbei ist auch der Funkstandard 5G inbegriffen, beim O2-National-Roaming geht es nur um 2G und 4G.

Warum diese Kehrtwende? «Es ging bei dem Vertrag mit Vodafone nicht darum, dass wir günstiger einkaufen als bei Telefónica», sagte Dommermuth. «Die Preise sind mehr oder weniger gleich.» Viel wichtiger sei, dass der Vertrag eine klare Kalkulationsgrundlage und «keine versteckten Kosten» enthalte.