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Trotz Auftragsboom: Deutsche Robotik-Branche kürzt Prognose

Die deutsche Robotik-Branche boomt, hat das Vorkrisenniveau aber noch nicht erreicht. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Sebastian Kahnert/dpa-Zentralbild/dpa)
Die Robotik-Branche boomt und leidet gleichzeitig unter gestörten Lieferketten. Das führt zu scheinbar widersprüchlichen Entwicklungen.

Die Robotikbranche boomt weltweit und dennoch muss sie in Deutschland ihre Erwartungen für das laufende Jahr zurückschrauben.

Zwar wurden vergangenes Jahr weltweit so viele Industrie-Roboter ausgeliefert wie noch nie, wie die International Federation of Robotics (IFR) am Dienstag auf Basis vorläufiger Zahlen in München mitteilte. Doch der deutsche Fachverband VDMA Robotik und Automation hat seine Prognose für 2022 ebenfalls am Dienstag um vier Prozentpunkte gekürzt.

Absatzzahlen weltweit stark erholt

«Die Absatzzahlen für Industrie-Roboter haben sich weltweit stark erholt und machen 2021 zum bisher erfolgreichsten Geschäftsjahr für die Robotikindustrie», sagte IFR-Präsident Milton Guerry. Insgesamt zählte die IFR 468.800 Stück, was einem Plus von 27 Prozent entspricht. «Mit den technologischen Fortschritten und dem anhaltenden Trend zur Automation erreicht die Nachfrage branchenübergreifend ein hohes Niveau.»

Auch sein deutsches Pendant, der Vorsitzende des VDMA Robotik und Automation, Frank Konrad, berichtete von einem Nachfrageschub. In den ersten vier Monaten des laufenden Jahres habe der Auftragseingang um 38 Prozent zugelegt, die Branche habe «Hochkonjunktur», sagte er auf der Messe Automatica in München. Doch die deutsche Branche hat das Vorkrisenniveau noch nicht erreicht: Zwar wuchs der Umsatz vergangenes Jahr mit 13 Prozent auf 13,6 Milliarden Euro schneller als erwartet, doch 2019 hatte er noch bei 14,7 Milliarden gelegen.

Wachstumsprognose gekürzt

Dieser Wert wird wohl auch im laufenden Jahr nicht erreicht, denn der Fachverband hat seine Wachstumsprognose um vier Punkte auf 6 Prozent gekürzt. Das entspricht einem Umsatz von 14,4 Milliarden Euro. Grund für die niedrigere Prognose trotz Auftragsboom sind große Probleme in den Lieferketten, wie Konrad sagte. Unter anderem gebe es Engpässe bei Chips, Sensoren und Antrieben.

«Die in den Büchern stehenden Aufträge werden die Anbieter allerdings nicht so schnell wie gewohnt abarbeiten können», erklärte Konrad. Wie lange es dauern werden, die Aufträge abzuarbeiten, sei schwierig zu sagen. Die Kapazitäten in der Industrie seien da, sagte Konrad. Aber niemand wisse, wann der Chipmangel aufhören werde.

Die IFR gab am Dienstag keine aktuelle Prognose für das laufende Jahr ab. Das starke Wachstum des vergangenen Jahres ging vor allem auf die Region Asien und Australien zurück, wo mit 354.500 fast drei Viertel aller neuen Industrieroboter installiert wurden. In Europa gab es ein Plus von 15 Prozent auf 78.000 neu installierte Roboter.