Netzwelt

Das Neueste aus dem Netz

Funkturm-Verkauf: Telekom winken Milliardeneinnahmen

Das Logo der Telekom auf dem Dach der Unternehmenszentrale in Bonn. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Federico Gambarini/dpa)
Zehntausende Mobilfunk-Masten und Dachstandorte gibt es in Deutschland, ein großer Teil davon gehört der Deutschen Telekom. Doch der Bonner Konzern zieht sich aus diesem Geschäft nun etwas zurück.

Mit dem Verkauf der Mehrheit ihres Funkturm-Geschäfts an Investoren aus Nordamerika will die Deutsche Telekom kräftig Kasse machen.

Der Bonner Konzern kündigte an, 51 Prozent des bisherigen Geschäftsbereichs an Brookfield Asset Management aus Kanada und Digital Bridge aus den USA abzugeben. 49 Prozent will die Telekom behalten. Im Rahmen der Transaktion wird das Funkturm-Geschäft den Angaben zufolge insgesamt mit 17,5 Milliarden Euro ohne Schulden und Barmittel bewertet. Es geht um gut 40.000 Mobilfunk-Standorte, davon sind rund 33.000 in Deutschland und 7000 in Österreich.

Die Telekom bleibt als Mieter an Bord – auf den Standorten werden also auch künftig Magenta-Antennen sein. Der Geschäftszweig mit rund 800 Beschäftigten kam zuletzt auf einen Jahresumsatz von 1,1 Milliarden Euro, das operative Ergebnis (Ebitda AL) lag bei 640 Millionen Euro. In Deutschland läuft das Geschäft unter dem Firmennamen Deutsche Funkturm GmbH, deren Sitz in Münster ist.

10,7 Milliarden Euro Einnahmen

Mit den Einnahmen sinkt die Finanzverschuldung der Deutschen Telekom den Angaben zufolge um 10,7 Milliarden Euro. Mit Blick auf Rezessionsängste in der Wirtschaft und die nun in Aussicht stehenden Milliardeneinnahmen für Magenta sagte Telekom-Chef Tim Höttges: «Es ist gut, winterfest zu sein.» Außerdem stellte das Management in Aussicht, mit einem Teil der Einnahmen den Anteil an der lukrativen amerikanischen Tochterfirma T-Mobile US zu erhöhen.

Die beiden anderen deutschen Mobilfunk-Netzbetreiber haben den Schritt, den die Telekom nun geht, bereits hinter sich. Das Gros der Funktürme von Telefónica Deutschland (O2) gehört der US-Firma American Tower, nur ein kleiner Teil ist noch im Eigentum von O2. Vodafone brachte seine Funkturm-Tochter Vantage Towers im vergangenen Jahr an die Börse. Vodafone hat als Mehrheitsaktionär, dem etwa 82 Prozent des Grundkapitals gehören, aber noch das Sagen.

Telekom-Chef Tim Höttges berichtete bei der Vorstellung des Deals mit den nordamerikanischen Investoren, dass auch Gespräche mit Vodafone gelaufen waren. Er sei zwar optimistisch gewesen, dass die Kartellbehörden so einen Schulterschluss genehmigt hätten. Allerdings hätte eine entsprechende Untersuchung der Wettbewerbshüter wohl 12 bis 15 Monate gedauert, sagte der Manager und machte deutlich, dass man so lange nicht hätte warten wollen.

Warum nun Finanzinvestoren?

Auch der spanische Funkturm-Konzern Cellnex war im Rennen, konnte sich aber nicht durchsetzen. Warum nun Finanzinvestoren? Telekom-Boss Höttges betonte die Vorteile von finanziell schlagkräftigen Partnern. «Diese Jungs haben tiefe Taschen für die nächsten Schritte.» Die Telekom rechnet damit, dass die Behörden schon in den nächsten Monaten grünes Licht geben und dass der Verkauf Ende dieses Jahres abgeschlossen ist.

Den Funkturm-Firmen gehört die sogenannte passive Infrastruktur – also der Beton und die Metallkonstruktionen, an denen die Antennen hängen. Die Antennen wiederum gehören den Netzbetreibern.

Funktürme gelten im Internetzeitalter als verlässliches Business mit vielversprechendem Wachstum. Der Chef von Digital Bridge, Marc Ganzi, sprach von einer glänzenden Perspektive: «Wir sehen ein starkes organisches Wachstum, das durch steigende Nachfrage nach mobilen Daten, Konnektivität und Abdeckung angetrieben wird.»

In dem Geschäftsmodell der Nischenbranche schließt eine «Tower Company» langjährige Mietverträge mit Mobilfunk-Netzbetreibern ab, in Deutschland sind das bisher die Telekom, Vodafone und O2. Bald kommt mit 1&1 ein vierter Netzbetreiber hinzu. Früher war es üblich, dass an einem Mast nur die Antennen eines Netzbetreibers hingen. Inzwischen arbeitet die Telekommunikationsbranche aber stärker zusammen, und an einem Mast hängen immer häufiger Antennen von mehreren Netzbetreibern.